Walther Löbering (1885-1969)
Maler ; Astronom ; Grafiker ; Bildhauer
Der am 17. Juli 1885 in Plauen geborene Walther Löbering verbrachte im benachbarten Fasendorf von 1919 bis 1969 die fünfzig kreativsten Jahre seines Lebens. Nach dem Besuch des Realgymnasiums hatte er zunächst an der Kunstakademie in Dresden studiert (Meisterschüler von Carl Bantzer und Robert Sterl). Studienreise nach Italien. 1914 heiratete Walther Löbering die Konzertviolinistin Lucie Eleonore Hohlfeld. Das junge Paar wählte Fasendorf als Wohnsitz. Das Ehepaar hatte drei Kinder. Walther Löbering wirkte von 1923 bis 1945 als Lehrer an der Staatlichen Kunst- und Meisterschule für Textilindustrie in Plauen.
nach 1945 freischaffend und als Privatlehrer in Fasendorf im Vogtland. Neben seinen großartigen Fähigkeiten als Künstler war er ein ausgezeichneter Pädagoge. Er begeisterte seine Schüler und gab ihnen entscheidende Impulse für ihre künstlerische Laufbahn. Zu seinen bekanntesten Schülern zählen die Professoren Friedbert Ficker, Gotthard Graupner, Manfred Feiler und Karl-Heinz Adler. Neben der Lehrtätigkeit und seinem künstlerischen Schaffen auch Astronom. In Fasendorf eigene Sternwarte, beobachtete Jupiter und fertigte dazu zahlreiche Aufzeichnungen. 1954 Auszeichnung mit der Leibniz-Medaille der Deutsche Akademie der Wissenschaften Berlin für seine astronomischen Leistungen. 1969 Übersiedlung nach Maulbronn.
Mit freundlicher Genehmigung: Bild Nr.1 aus dem Fundus: Auktionshaus Mehlis GmbH /
Hammerstraße 30, Plauen, Germany 00 49 3741 221005 / https://www.mehlis.eu/
Wir danken Frank Weiß für die freundliche Unterstützung und Genehmigung.
Quelle: Bilder 2-6 Frank Weiß „Malerei im Vogtland“ / 2002 / Fotos: Hilmar Raddatz und Reinhard Feldrapp
Vogtlandmuseum Plauen - https://www.vogtlandmuseum-plauen.de/vogtlandmuseum/dauerausstellung
Bildnachweis: Schwarzweißkunst aus dem Vogtland / Vogtl. Kunstverein Weischlitz e.V.
Wir haben uns bemüht alle Rechteinhaber ausfindig zu machen. Sollten trotz sorgfältiger Nachforschungen berechtigte Ansprüche weiterer Rechteinhaber bestehen, wird um Kontaktaufnahme gebeten.
Gefunden: VOGTLAND-PANORAMA / MONTAG, 24. FEBRUAR 2003
DIE PLAUENER KUNSTSCHULE UND WALTHER LÖBERING
Eine „künstlerische Bastion", die nicht ohne Wirkung blieb
von Professor Dr. h.c mult. Friedbert Ficker
PLAUEN - Als ich im Frühjahr 1944 auf Betreiben und mit der Vorsprache meines leider viel zu früh gefallenen Freundes Albert Gütter bei Walther Löbering wegen der möglichen Aufnahme in die Plauener Kunstschule erschien, erklärte mir dieser kurz und lapidar, ich sei bei ihm an der falschen Stelle, er habe in dieser Schule nichts zu sagen und somit auch keinen Einfluss auf meine Aufnahme. Diese Worte waren eine arge Ernüchterung, nachdem mir so viel über den geschätzten Lehrer und, wie mir heute scheint, bedeutendsten unter den vogtländischen Künstlern bekannt geworden war.
Großer Respekt
Zumindest mein großer Respekt wuchs damals vor dem Meister nach dem Betrachten einiger der herumstehenden Arbeiten. Anders dagegen die Leitung der Schule, die ihm offensichtlich mit
der nebenamtlichen Lehrtätigkeit in Kopf- und Aktzeichnen sowie in Kunstgeschichte eine Art Gnadenbrot zubilligte. Das war allein an der versteckten Lage seines Ateliers im Kellerbereich des geräumigen Gebäudekomplexes unschwer zu erkennen. Dem entsprach auch der als nebensächlich eingeschätzte Unterricht Löberings. Wohl konnte die Fähigkeit, einen Kopf anatomisch richtig und womöglich erkennbar auf das Papier beziehungsweise auf die Leinwand zu bringen, nicht schaden. Aber das erklärte Ausbildungsziel an der Staatlichen Fachschule für Textilindustrie war es nicht. Gegenüber diesem ausgesprochen künstlerisch betonten Bemühen gab man einer gehobeneren dilettierenden Blumen - und als erweiterten Ausgleich der Landschaftsdarstellung in Aquarell den Vorzug.
„Echte, wahre" Kunst
Dort erhoffte man sich über den eigentlichen Unterricht hinaus zusätzliche Impulse für die einseitig betriebene Ausbildung von Entwerfern und Zeichnern für die Textilindustrie. Als exemplarisches Beispiel für die verfolgte Richtung kann der damalige Leiter der Unterklasse Karl Schweitzer gelten. Ursprünglich selbst Textilzeichner, war er durch seinen Schwager, den verkrachten Textilkaufmann und späteren Gauleiter und Reichsstatthalter Martin Mutschmann nach 1933 an die Schule berufen worden. Um der Wahrheit willen wird man zwar sagen müssen, dass er um seine künstlerische Weiterbildung bemüht war und in Kurt Geipel und dessen Aquarelltechnik ein erstrebenswertes Vorbild sah. Aber dahinter steckte doch die Vorstellung des Spießers von' der „echten, wahren" Kunst, nachdem man die „Kunstbolschewisten" Hanusch, Lange und
Heckrott von ihren Lehrämtern vertrieben hatte. Walther Löbering pflegte in seiner nüchternen, aber treffenden Art vor den Blumenbildchen der neuen Richtung zu sagen, dort werde der lateinische Name der Blumen wiedergegeben.
Provinziell
Damit vollzog sich mit der Machtübernahme durch die Nazis im Jahre 1933 nach rund zehnjähriger erfolgreicher Tätigkeit ein Bruch, der die weit über Deutschland und Europa hinaus bekannte und geschätzte Schule zu einer provinziellen Ausbildungsstätte degradierte. Dabei war mit der 1923 erfolgten Berufung von Professor Karl Janusch als Direktor der Plauener Kunstschule durch den sächsischen Wirtschaftsminister Fellisch eine selten günstige Voraussetzung geschaffen worden, die nicht nur für die Kunstschule, sondern damit zugleich für die heimische Textilindustrie des Vogtlandes, Ostthüringens und Westsachsens von zukunftsweisender Bedeutung war.
Mit sicherem Blick
Mit dem sicheren Blick für die vor ihm liegenden Aufgaben und dem feinen Gespür für die zur Verwirklichung notwendigen Kräfte berief Hanusch die Maler Otto Lange, Wilhelm Heckrott und Johannes Avenarius und schuf damit die Voraussetzungen für eine künstlerisch-schöpferische Ausbildung, die weit über die bis dahin herrschenden Vorstellungen vom Niveau eines Textilentwerfers hinausging und zudem befruchtend auf die textile Formgebung Einfluss nahm.
In diesen Kreis holte Karl Hanusch auch bereits 1923 – nicht erst 1933, wie von Flämig in seinem Buch behauptet wird - den damals in Fasendorf lebenden Walther Löbering auf Grund der langjährigen Bekanntschaft der beiden Künstler seit dem gemeinsamen Studium bei Carl Bantzer in Dresden und den wiederholten Studienaufenthalten in dem hessischen Malerdorf Wülingshausen. Während die übrigen drei mit der Leitung von Klassen betraut waren, übte Löbering nur eine nebenamtliche Lehrtätigkeit aus. Wahrscheinlich wollte er selbst die vollständige Bindung nicht, um noch genügend Spielraum für das eigene bildnerische Schaffen zu haben.
Sonderstellung
Damit ergab sich für ihn zugleich eine Art Sonderstellung. Während seine Kollegen in den Klassen vom hohen künstlerischen Niveau her auf die Verwendung des Übermittelten im textilen Schaffen hinarbeiteten, stand Löbering mit seinem Porträt- und Aktzeichnen sowie mit der Kunstgeschichte außerhalb unmittelbarer praktischer Nutzanwendung. Doch erhielt diese mit seinem Unterricht eine ungemeine wertmäßige Bereicherung.
Seine in den damaligen Kunstwirren und Richtungskämpfen durchaus als konservativ empfundene Auffassung bewahrte ihn vor dem Zugriff der Nazis bei der „Reinigung des Kunsttempels".
Kein Ärgernis
Wenn er auch mit seiner Thematik nicht vor den braunen Propagandakarren zu spannen war, bedeutete er andererseits kein Ärgernis und konnte im Gegenteil ohne ernsthaften Aufwand weiterhin als eine Art Renommierfigur verwendet werden. Diese zwiespältige Stellung erklärt es auch, warum er bis zum Ende der Kunstschule im Jahre 1944 in seinem Kunstgeschichtsunterricht unbeschadet - weil offensichtlich unbemerkt - wie vor 1933 auch über die verfolgten „entarteten Künstler" sprechen konnte. Auf schmalem Boden und mit äußerst begrenzten Einflussmöglichkeiten blieb er dennoch eine „künstlerische Bastion", deren Spuren bei den überlebenden Schülern nach dem Zweiten Weltkrieg nicht ohne Wirkung blieben.