„Meine Bilder

bauen sich auf

im Wachstum des Lichts,

verlöschen mit dem Licht,

Anfang und Ende sind austauschbar.“ Gotthard Graubner, in „Europäische Avantgarde“, Frankfurt/M.; Hrsg. A. Andersch; 1963

„Nicht jedes gemalte Bild ist Malerei – Malerei muss man lesen, dieser Vorgang aber ist zu lernen, er versteht sich nicht von selbst…“ Gotthard Graubner; 1975

Graubner, Gotthard (1930-2013)

am 13.06.1930 in Erlbach/Vogtl. geboren

Beginn Buchdruckerlehre

1947-1948 Studium HBK – Berlin

1948 Wechsel zu HBK – Dresden

wurde dort infolge der Entlassung seines Meisters Wilhelm Rudolph exmatrikuliert

1951 Wiederzulassung

1952 wiederum exmatrikuliert

1952 Ausreise mit Frau Gitta nach Düsseldorf-Oberkassel

1954-1959 Studium Kunstakademie Düsseldorf (unter Georg Meistermann, Karl Otto Götz)

1960 Akademie-Abschluss

1964-1965 Kunsterzieher Lessing-Gymnasium Düsseldorf

1965 Geburt der Tochter

1965 Lehrauftrag an der HBK - Hamburg

ab 1969 eine Professur an der HBK – Hamburg

1968 und 1977 Teilnahme an der documenta

1976-1998 Professor für Freie Malerei an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf

2009/2010 (Wintersemester) Ernennung zum Ehrenmitglied der Kunstakademie Düsseldorf

1982 Entwicklung künstl. Konzept für den Pavillon der Bundesrepublik Deutschland auf der 40. Biennale von Venedig / es entstehen Werkgruppe: Farbraumkörper Triptychon ‘Venezia‘, Hommage à Tintoretto und Pensieri a Veronese (alle 1982 in Venedig vor Ort)

1987 August Macke Preis der Stadt Meschede

1988 zwei abstrakte Gemälde für den Großen Saal im Amtssitz des Bundespräsidenten (Schloss Bellevue in Berlin), ein weiteres im Reichstagsgebäude in einem Sitzungsraum des Reichstages

1988 Norddeutscher Kunstpreis

1992 Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland

2001 Otto-Ritschl-Preis

2002 Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland

Er starb kurz vor seinem 83. Geburtstag am 24.05.2013 in Düsseldorf



Bauer Höfer aus Eubabrunn / 1947 / Gouache?

G.Graubner hatte nach dem Krieg bis 1947 auf dessen Hof mit seiner Mutter gelebt.

Das Bild befindet sich in Erlbach.

Dem Kunstförderverein falkart e.V. ist es gelungen dieses seltene Zeugnis fühen Schaffens (Graubner war gerade mal 17 Jahre jung) aufzufinden und dankt dem Erlbacher Ortschronisten Helmuth Eßbach für die Bereitstellung der Fotografie und die entsprechenden Informationen.

 


 

29.05.1986 Rheinische Post

 

FEUILLETON

 

Der Düsseldorfer Maler Gotthard Graubner stellt im Kunstmuseum Bonn aus

 

Universum in einer Nußschale

 

Farbräume, die den Betrachter langsam aber sicher in ihre Tiefe ziehen, Meditations-objekte, die in ihrer monumentalen Größe und Stille ganze Säle beherrschen können, keine Form anerkennende Mahlströme der Farbe — das sind die typischen, die bekannten Werke Gotthard Graubners. Das Städtische Kunstmuseum Bonn wartet nun mit den kleinen Arbeiten auf, den Versuchen, den Experimenten: den Blättern auf denen der Meister Zwiesprache mit sich selbst hält. Aquarelle und Zeichnungen eröffnen demjenigen neue Aspekte, der diese Seite von Graubners Schaffen noch nicht kennt.

 

In der Tat hat Graubner immer gezeichnet und mit der Wasserfarbe gemalt; die frühesten Werke stammen aus den späten vierziger Jahren, die jüngsten aus diesem Jahr. Als Zeichner ist Graubner eigentlich auch als Maler zu sehen. Das Wesen der Zeichnung ist die Linie; die jedoch gibt es bei Graubner kaum. Nur wenige Arbeiten beweisen seine Fähigkeit, mit der Linie umzugehen. Aber: mit seinen Linien aktiviert Graubner Fläche. Er bringt das gesamte Bildfeld mit sparsamen, wenigen Strichen zur Wirkung. Selbst da, wo in den schwarzweißen Zeichnungen die Linie als gestalterisches Element erkennbar und bestimmbar ist, verdichtet sie sich zu einem Bildraum, der fast farbengleiche Qualitäten aufweist.

 

Neuere Arbeiten auf Papier, etwa die 1980 entstandenen Bilder mit Farbkreide und Pastell, bringen diese Doppelnatur auch in Farbe zur Geltung: ohne jeden Zweifel malerisch aufgefaßter Farbraum, dennoch entstanden aus Linien, die sich zu flächigen Netzen locker verweben.

 

Die Aquarelle zeigen den farbbesessenen Maler Graubner, der mit der Stofflichkeit seines Kunstmittels so umgeht, daß er geradezu in die Farbe hineinschaut. Auf dem Papier läuft sie, versäuft sie, quillt sie, strahlt sie, schimmert sie geheimnisvoll aus der Versunkenheit einer nahezu klösterlichen Stille. Oder sie faßt sich den Pinsel und zwingt ihn zu leuchtenden Spuren über dem sie nur widerspenstig annehmenden Papier. Mal reibt sich das Papier an der Farbe auf, geht in sie über, mal bringt es die Farbe zum Leuchten, weil es das Licht, das sie durchdrang, wieder zurückwirft.

 

Gar mancher Gedanke ist klein geblieben, hatte nicht die Kraft, sich in die Höhen belangreichen Seins zu schwingen. Andere Arbeiten wiederum sind trotz ihrer so bürgerlichen Abmessungen von ästhetischem Adel, der den Betrachter innerlich in die Knie zwingt — vorausgesetzt, er besitzt ausreichend feinnervige Auffangorgane für das Feuerwerk von verschiedenartigst abgewandelten farblichen Reizen.

 

Es geht darum, auch die Nuance, den feinen Unterschied zu erkennen und zu genießen. Farbe, so hat man oft über Graubner gesagt, wird bei ihm in der Nuance erfahrbar. Dies gilt auch für viele der Aquarelle, die in ihrer Zwischenstellung als Entwurf für die großen Arbeiten wie als ästhetisch eigenwertige Gebilde beweisen, daß kosmische Dimensionen nicht unbedingt etwas mit der Größe des Bildformats zu tun haben müssen. Graubner erweist sich als ein Hexenmeister, der das Universum in eine Nußschale packen kann; der Betrachter müht sich beim Knacken. (Ausstellung bis 29. Juni; geöffnet Mittwoch, Freitag, Samstag und Sonntag von 10 bis 17 Uhr, Dienstag und Donnerstag von 10 bis 21 Uhr.)

 

G. CHARLES RUMP

 


www.talking-art.de - Gotthard Graubner - Mit den Bildern atmen - Ausstellung Arp Museum


Einzelausstellungen

1979 ZERO Kunsthaus Zürich

1982 Städtisches Museum Abteiberg, Mönchengladbach

1986 Zeichnung und Aquarelle Kunstmuseum Bonn

1987 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen (K20), Düsseldorf

1997-1998 Gemälde und Papierarbeiten Staatliches Museum Schwerin

2005 Art Museum of China Academy of Art, Hangzhou

2005 Art Museum of China Central Academy of Fine Arts, Peking

2008 Radierungen Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

2010 Malerei Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz

2013 Hommage à Gotthard Graubner Museum Kunstpalast, Düsseldorf

2018 Mit den Bildern atmen Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Remagen

Gruppenausstellungen

1968 documenta 4, Kassel, Deutschland

1971 Biennale von São Paulo, Brasilien

1977 documenta 6 Kassel, Deutschland

1982 Fifth Triennale India, Neu-Delhi India, Biennale von Venedig, Italien

2011-2012 Gotthard Graubner im Gespräch mit Josef Albers
Josef Albers-Museum Quadrat Bottrop, Bottrop

2020 FARBE ABSOLUT. Katharina Grosse x Gotthard Graubner
MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg

2023 Neues auf Papier Kunsthandlung Osper, Köln

 


Mit freundlicher Genehmigung: Bilder / Fotos aus dem Fundus: Auktionshaus Mehlis GmbH /

Hammerstraße 30, Plauen, Germany 00 49 3741 221005 / https://www.mehlis.eu/

Quellen: Foto: WDR WESTART Meisterwerke - Gotthard Graubner: Farbraumkörper / WESTART Meisterwerke

Kunsthandlung Osper / https://osper.net/kuenstler-innen/zeitgenoessische-kunst/detail/gotthard-graubner

Wikipedia / https://de.wikipedia.org/wiki/Gotthard_Graubner

Internet / rheinische ART 05/2013 / k2m / (Archiv)

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