Dieses Bild von dem Falkensteiner Künstler Johannes Wagner (1914-1980), gemalt 1958, sorgt z.Z. für viel Diskussionen. Was sagt Ihr zu dem Bild. Schaut es Euch genau an und schreibt uns Eure Meinung:


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Facebook 31.05.2024


Karin Ernst zum Bild / 21.05.2024

Am gerade, mit Sicherheit hastig geöffneten Fenster steht ein Mann. Der Fensterflügel hat eine Tasse beiseite geschoben, die noch brennende Zigarett liegt auf dem Fenstersims und nicht in einem Aschebecher. Er ist erschrocken und kann kaum glauben, was er da draußen sieht. Eine Kriegsvorbereitung.

Auffallend sind im Vordergrund links 3 Bomben mit der Aufschrift H. Es sind Wasserstoffbomben in der gleichen rostroten Farbe, wie die weiter hinten in der Häuserreihe stehende Hausruine. Die Häuser rechts und links der Ruine, allesamt mit Läden, die Waren der Kriegsführung anbieten, bilden einen Innenhof. In ihm wird mit zu dieser Zeit möglichen Kriegsmaschinerie demonstriert wird. Die Menschen in diesem Hof scheint das nicht zu stören. Selbst Kinder spielen hier unbeschwert. Nur eine Szene mit dem Mann mit erhobenen Armen, der vor Schreck vor sich hin uriniert, weißt auf das Kriegstraum nach dem zweiten Weltkrieg hin. Haben das die Menschen schon vergessen? Auch im Hintergrund wird Krieg geübt. Der kleine Himmelsausschnitt ist gelb. Keine Vegetation.

Neben dem geöffneten Fenster hängt ein Kalender. Er zeigt den …. 1958.

Es ist das Jahr, in dem zwischen den Großmächten USA und UdSSR der Kalte Krieg auf seinem ersten Höhepunkt war. Der Welt droht durch das ungehemmte Aufrüsten wieder Krieg. Die Wasserstoffbombe war da. Sie hat eine wesentlich größere Zerstörungskraft als die Atombombe erster Generation. Es begann die Debatte über den Einsatz von Kernenergie.

Erste Tests der H-Bombe führte die USA 1952 durch. 1955 war die Bombe einsatzbereit. Die UdSSR testete vermutlich am 12.8.1954 die erste Wasserstoffbombe. Das Wettrüsten war in vollem Gang. Hauptsächlich Physiker verlangten das Verbot des Einsatzes von Nuklearbomben. Eine Friedensbewegung gab es nicht. Die entstand in den 60er Jahren.

Die USA planten 1958 in Alaska die Operation Chariot, in der eine Reihe von Wasserstoffbomben gezündet werden sollte. Zunächst sah der Plan den Bau eines Hochseehafens und die Kettenexplosion von letztendlich 280 Kilotonnen vor. Es sollte versucht werden zivile Anwendungen für Nuklearexplosionen zu finden. 1962 gab es massive Proteste der meist indigenen Bevölkerung. Die Versuchsreihe wurde gestoppt

Von 1958 an drängte die bundesdeutsche Regierung bei den Alliierten auf Genehmigung nuklearenergiegetriebener U-Boote einsetzen zu dürfen.. Das Anliegen blieb verwehrt. Auf DDR-Gebiet wurden erstmalig 1958/59 kurzzeitig Nuklearraketen stationiert.

Den Menschen die Augen zu öffnen, war das Anliegen des Malers. Er hatte sich mit dem Zeitgeschehen auseinandergesetzt und ins Bild gefasst. Eine Kriegsvorbereitung zu erkennen, ist auch heute so aktuell wie lange nicht mehr.

(Erläuterung zur bildnerische Darstellung abweichend von sonstigen Bildern Wagners


Frank Blenz / 18.05.2024 / Ein Musik und Kunst und Kultur Termin.

Kunstgespräch in Falkenstein: Großes Staunen über die enorme Menge an Gemälden
Der Kunstförderverein falkart hat am Freitag zu einem überaus ergiebigen, freudvollen, spannenden Abend eingeladen, noch dazu in einem wundervollen, wundersamen Haus namens „Altes Spital“, ein kleines, unscheinbares, gerettetes historisches Gebäude an der Hauptstraße schräg gegenüber der imposanten Falkensteiner Kirche und in liebevoller Unterhaltung des Mundartvereins.
Die Mischung des Treffens aus Kunst, Kultur, Gesellschaft, Historie geriet geradezu perfekt, der Dachboden des Spitals wurde zu einem gut gefüllten kleinen Saal des Dialogs, der Gespräche, des Vortrages, des Schauens, des Hörens, gar des Mitsingens.
Die Macher von falkart hatten mich, Musiker Frank Blenz, zudem selbst bis heute bekennender echter Falkensteiner, eingeladen, mit der Gitarre „zu untermalen“, also zu musizieren mit meiner Gitarre, zwischen den Worten von Falkart-Experte Rainer Döhling, der die Veranstaltung leitete, charmant und selbstironisch moderierte, referierte, philosophierte und schier unendlich viele Informationen, Daten, Anekdoten zu Wein und Kunst (aus Falkenstein, der Region und überhaupt) zum Besten gab.
Zwei Stunden plus Pause wurden zu einer intensiven Zeit für die Besucher, Kunstfreunde Vereinsmitglieder, Gäste aus anderen vogtländischen Städten, gar die Nachfahren eines Malers, dessen Bilder und Geschichte ebenfalls Inhalt des Abends waren. Rege diskutierten die Besucher, über die Kunst, den Wein – Parallelen wurden gezogen, was dazu gehört, dass einen ein Gemälde oder ein Wein anspricht. Wie viel gehört dazu seitens der Winzer, der Maler, dass der Adressat schließlich beeindruckt ist von dem Werk des Machers?
Staunen. Diesen Zustand löste bei mir (und den Menschen um mich herum) mehr und mehr die Schau der zahlreichen Werke aus, die via Internetseiten-Präsentation (falkart.de) im kleinen Saal auf die Wand gelichtet wurde. Vogtländische Maler, Falkensteiner. Lebenswerke voller Kraft und Üppigkeit. „Der war ein Malschwein“, meinte humorvoll und direkt Gastgeber Wolfgang Schmidt über einen der Künstler, der wohl hunderte Exponate schuf. Schmidt zeigte sich überaus beeindruckt, selbst Maler, Kunstsammler, Vereinsaktivist, Seiten-Chef, unermüdlicher Organisator von Expositionen in der Region, und, und, und.
Für mich kamen neben der Begeisterung, der Bewunderung auch Fragen auf? Mensch, so viel Kunst, so viele Schätze – warum sind die meist nicht zu sehen, wie kann das geändert werden, warum gibt es wenige bis keine Möglichkeiten für die Öffentlichkeitspräsentation? Schmidt und Döhling sowie ihre Mitstreiter des Kunstfördervereins erlebte ich als engagierte, begeisterte Bewahrer, Rechercheure, Schaffende, um die Kunstschätze der Region nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Und ja, Ausstellungen wie die in den Räumen eines Kreditinstituts im Schloss Falkenstein sind eine der wenigen Möglichkeiten im öffentlichen Raum, Kunst, die meist verpackt ist in Speichern, auf Böden, in Archiven usw. doch mal zu sehen. Mein Wunsch: mehr davon und oft zeigen, denn: es lohnt sich, es ist verdient, die Künstler haben Großes geschaffen. Dabei schließe ich frühere und jetzige Akteure ein, Kunst gehört ans Licht. Die Realität ist anders. Eine Stadt wie Falkenstein hat keine Galerie so in der Art wie das Albertinum in Dresden oder etwas kleiner die Galerie im Pechsteinmuseum Zwickau. Ist ja nur ne kleine Stadt, könnte man sagen. Und das, obschon so viele schöne Häuser vorhanden sind … Selbst kleinere Varianten – Fehlanzeige. So läuft man durch die Schlossstraße und blickt zunehmend in leere Schaufenster und Gewerberäume. Nebenbei: in der Pause hielt ich eine Hochglanzbroschüre über Falkenstein in Händen, zum Thema Fußgängerzone stand: "...eine Fußgängerzone, die zum Bummeln wie geschaffen ist..."
Es ist hier in Falkenstein nicht anders als anderswo: wird über Vitalisierung vitalloser Fußgängerzonen und Innenstadtquartiere gesprochen, wird meist ausschließlich der Faktor Handel, Kaufen, Kaufen, wunderbar, in Betracht gezogen. Den Ort als einen der Begegnung, des Austausches, der Lebensart, der Präsentation, fern monetärer Interessen zu begreifen und zu nutzen … Nur mal so als Gedanke.
Das Wirken der Vereinsleute wurde an diesem sehr schönen Abend intensiv spürbar. Grandios wie Wolfgang Schmidt voller Begeisterung agierte anhand der Zeichnungen eines alten Falkensteiners, der einst Kunstlehrer war (und tatsächlich nach meiner Erinnerung auch meiner für ein Jahr in der damaligen II. Oberschule gleich am Trützschlerplatz). Der Verein werde, so Schmidt, ein Zeichenbuch für Kinder schaffen. Es ist eine schöne Aussicht, Motive wie den Falkensteiner Grund oder den Blick auf die Stadt mit Kirche sowie Straßenszenen in den berühmten Karrees der Stadt auszumalen.
Meine Freunde Barbara und Christof aus Plauen waren auch da. Christof ist Kunstfreund, im Kunstverein Plauen dabei, er staunte wie ich, beeindruckt von soviel Kunst, der Menge, der Intensität, der Kraft. „Hätte ich nicht gedacht, gebe ich ehrlich zu“, sagte er. Man kann ihm keine Vorwurf machen, dass er bis jetzt Falkenstein nicht „auf dem Schirm“ hatte. Das ändert sich gerade...
Krieg und Frieden. Die Schönheit des Lebens, unser Leben in Frieden und Freude und voller Schaffen spiegelt sich im Wein, in der Kunst – ja so in der Art zog ich mein Einerseitsfazit. Andererseits dachte ich an Willy Brandt, der einst sagte: Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts. Ein Gemälde aus dem Jahr 1958 wurde vor den Besuchern des Abends aufgebaut, eine bedrohlich aggressive Szenerie war zu sehen. Ein kaputtes Haus, Bomben, bereit geliefert zu werden, ein hässlich gelber Himmel, an dem Militärflieger ihre Bahn zogen. „Im Kalten Krieg entstanden“, kommentierte Schmidt. Sogleich öffneten Besucher ihr Herz und zeigten sich besorgt über die gegenwärtige Kriegstreiberei, das Aufrüsten, das Fehlen des Aufeinanderzugehens. Halt! Es wurde sehr wohl festgestellt, dass sehr wohl das Aufeinanderzugehen, der Wille nach Frieden, die Forderung nach Beendigung von Kriegen vorhanden sei – bei den vielen einfachen Menschen. Einerseits scheint es, dass die breite Masse desinteressiert, naiv, gar ungebildet und somit leicht zu führen sei und ja von all der großen Politik nichts verstehe. Doch andererseits ist diese Qualifizierung der Masse eben die Sammlung falscher Aussagen über sie. Ich traute mich zu sagen: die vielen Menschen bekommen kein Podium, keine Mikrofon, kaum eine Zeile in Zeitungen. Folglich meint man, die vielen Menschen haben nichts zu sagen. Falsch. Sie werden nicht gehört. Stattdessen hört, liest, sieht man die Eliten, die wenigen. Die in jede Kamera schauen, jedes Mikrofon bekommen und zigfach und unermüdlich von Kriegstüchtigkeit reden. Und dabei so tun, als verträten sie die vielen Menschen. Im kleinen Saal spürten alle den folgerichtigen Widerspruch, das Unwohlsein, das bedrohlich ist in diesen Zeiten.
Finale. Dass Kunst sichtbar ist, freut. Für Kunstfreunde, Interessierte, Neugierige, auch Menschen, die sich vielleicht erstmalig aufmachen würden, eine Ausstellung zu besuchen, sei ein Tipp ans Herz gelegt: Bis 23.5., ist im Falkensteiner Schloss eine wundervolle Ausstellung eines wundervollen Falkensteiners zu sehen.
Es gäbe noch viel zu erzählen. Ein ander´ Mal.