Herbert Heyne (1913-1983)

Nur wenigen Menschen ist es gegeben, mit scharfem Blick und spitzem Stift ihre erlebte Umwelt auf witzige Art und humorvoll-bissig darzustellen. Karikaturisten nennt man diese Leute. Einer von ihnen war der am 7. April 1913 in Treuen geborene Vogtländer Herbert Heyne.

Das Karikaturen-Museum SATIRI-CUM im Sommerpalais zu Greiz würdigte den Künstler erstmals in seiner vogtländischen Heimat durch eine Ausstellung im Herbst 1993. Vor allem Pressezeichnungen Heynes aus den Jahren 1950 bis 1980 wurden der einheimischen Öffentlichkeit vorgestellt. Gleichzeitig erschien in einem Neudruck sein deutsches Bilderbuch „Vom Kaiseradler zum Sternenbanner" - ein in Wort und Bild sarkastisch dargestellter Lebenslauf eines „Durchschnittsdeutschen" im 20. Jahrhundert. Der Künstler hat sich hier „eine deutsch-nationale Kummerologie von der Seele gezeichnet".

Herbert Heyne kam als Kind einer Treuener Eisenbahnerfamilie auf die Welt und erlernte nach dem Besuch der Volkshochschule bei der Treuener Firma Grimm den Beruf eines Musterzeichners. Er vervollkommnete die Ausbildung auf diesem Gebiet an der Plauener Kunstschule. Doch zeigte es sich bald, dass seine zeichnerische Begabung im Bunde mit einer sprühenden Phantasie sich nur widerborstig mit dem vorgeschriebenen Regelwerk der Entwurfstätigkeit für die Textilindustrie vertrug. Seinem Lehrer für Allgemeinbildung an der Kunstschule, dem Kunsterzieher Alfred Falk, fiel eine gewisse Unaufmerksamkeit des Schülers Heyne auf. Er beobachtete vorsichtig die zeichnerischen Nebenbeschäftigungen seines Zöglings und entdeckte schließlich die erstaunliche Sonderbegabung des Jungen für die karikierende Darstellungsweise aktueller und geschichtlicher Vorkommnisse. Es kam bald zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen Lehrer und Schüler, basierend auf der Lehrmethode des „schöpferischen Prinzips" Alfred Falks, die auf einfühlsame Weise das individuelle Talent jedes Schülers zu erkennen, zu fördern und auszubilden versuchte.

Im Jahre 1931 verließ Herbert Heyne die Kunstschule, um als Volontär beim Plauener „Vogtländischen Anzeiger" zu arbeiten. In dieser Zeit entstanden unter der freundlichen Obhut Falks die ersten Pressezeichnungen und Kinoplakate Heynes. Bald aber griffen auch hier die Herren des „Dritten Reiches" in die Entwicklung des jungen Künstlers ein (Arbeitsdienst). Heyne konnte zwar 1939 in Berlin noch heiraten, erhielt aber bald die Einberufung zum Kriegsdienst. Für etliche harte Jahre unterbrach dann der zweite Weltkrieg das künstlerische Schaffen des Karikaturisten. Was er trotz allem nie verlor: seinen grimmigen Humor und seine sprudelnde Phantasie.

1947 aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrt, fand Heyne mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen im schwäbischen Ludwigsburg eine neue Heimat und einen neuen Arbeitskreis. Er war zunächst als Pressezeichner und Karikaturist bei der „Offenbach Post" und später dann bei der „Abendpost" in Frankfurt a. Main mit Erfolg tätig. Auch das Fernsehen schätzte seine Arbeiten (er schuf u. a. ein „Fernsehbilderbuch" für Kinder). „Wie die meisten gescheiten Leute war er alles andere als ein Intellektueller. Er sah dem Volk aufs Maul und transponierte komplizierte Tatbestände ins allgemein Verständliche" (Th. Troll). Auf diese Weise wurden durch Heynes einfallsreiche Zeichenkunst die Krankheiten der Gesellschaft in humorvollen und einprägsamen Bildern diagnostiziert und glossiert.

Die Teilung Deutschlands verhinderte zu Heynes großem Leidwesen eine Rückkehr in seine alte geliebte vogtländische Heimat. Der Künstler starb am 9. Januar 1983 in Mühlheim am Main. (Johanna Falk / Plauen)


Quelle:Vogtländische Heimatblätter 2-1994 / Text: Johanna Falk (Plauen)