Horlbeck, Günter (1927-2016)

am 02.09.1927 in Reichenbach/Vogtland geboren

1934-1942 Schulen in Reichenbach und Netzschkau

1942–1947 Lithografenlehre

Einzug zum Militär

1946 erste Ausstellung im Neuberin-Museum (damals noch Stadt- und Heimatmuseum)

1947-1951 Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig danach freischaffender Künstler

1951 bis 1990 Mitglied des Verbands Bildender Künstler der DDR

Dozent von 1952–1993 an der HfBK Dresden

1953 Heirat mit Malerin Irmgard Horlbeck-Kappler (1925-2016)

1965 zum Professor für Grafik

1967-1968 zum Professor und Leiter der Fachklasse Malerei und Grafik ernannt.

1969 Personalausstellung Museum für Bildende Künste Leipzig

1973 Personalausstellung Kunsthalle Rostock

1980 Kunstpreis der Stadt Leipzig für Malerei / Grafik

1982 große Personalausstellung Museum für Bildende Künste Leipzig

1985 Ausstellung Neue Galerie Dresden

1993 erfolgte seine Emeritierung

1994 Beendigung der Lehrtätigkeit mit 67 Jahren

1997-1999 Längere Krankheit

Er hatte in der DDR und im Ausland eine bedeutende Zahl von Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen, u. a. von 1958 bis 1988 von der Vierten Deutsche Kunstausstellung bis zur X. Kunstausstellung der DDR

2002 übergab der Maler 14 Gemälde und 186 Werke auf Papier dem Museum der bildenden Künste in Leipzig

er starb am 25.09.2016 in Leipzig


Zum 88. GEBURTSTAG (2015)

Neuberin-Museum zeigt 18 Horlbecks

Reichenbach - Der in Reichenbach geborene Maler und Kunstlehrer Günter Horlbeck hat gestern in Leipzig seinen 88. Geburtstag gefeiert. Auch aus diesem Anlass zeigt das Neuberin-Museum eine Schenkung des Künstlers - es sind 18 Bildwerke - noch bis zum 13. September 2015. Der 1927 in Reichenbach geborene Künstler war lange Jahre Professor an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Günter Horlbeck hat noch Leute wie den Expressionisten Otto Dix und den malenden Sozialkritiker Hans Grundig persönlich gekannt. Von 1934 bis 1942 Schule hatte er Schulen in Reichenbach und Netzschkau besucht. Seine erste Ausstellung hatte Horlbeck 1946 im Neuberin-Museum, das damals noch Stadt- und Heimatmuseum hieß. (gern)


Gedenkausstellung

Prof. Irmgard Horlbeck-Kappler (06.08.1925-03.10.2016)
Prof. Günter Horlbeck (02.09.1927-25.09.2016)

Zum Gedenken an das Künstlerehepaar Irmgard Horlbeck-Kappler und Günter Horlbeck, findet vom 17.10. bis zum 31.10.2016 im Café der Kunsthalle Rostock eine kleine Ausstellung mit Werken beider Künstler statt.
Frau Prof. Irmgard Horlbeck-Kappler studierte von 1948 bis 1952 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig bei Egon Pruggmayer. Ab 1953 war sie als Dozentin an der Hochschule tätig und wurde 1968 zur Professorin und Leiterin der Fachklasse Skripturale Grafik ernannt. 1985 wurde sie emeritiert und starb am 3. Oktober 2016, 91 jährig, in Leipzig. Ihr Ehemann, Prof. Günter Horlbeck, studierte von 1947 bis 1951 ebenfalls an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig bei Walter Arnold, Max Schwimmer und Ernst Hassebrauk. Ab 1952 begann er eine Lehrtätigkeit an der Hochschule für Bildende Künste Dresden und wurde dort ab 1957 Dozent für Grafik. 1965 ernannte man ihn zum Professor für Grafik und ab 1967 zum Professor und Leiter der Fachklasse für Malerei und Grafik. Von 1990 bis 1993 arbeitete Günter Horlbeck als Professor an der Hochschule für Bildende Künste  Dresden. Er starb am 25.9.2016 im Alter von 89 Jahren. Bereits 1969, dem Eröffnungsjahr der Kunsthalle Rostock, wurden Zeichnungen von Günter Horlbeck sowie 1970 Kalligrafien von Irmgard Horlbeck-Kappler ausgestellt. Die Kunsthalle Rostock verfügt über ein umfangreiches Konvolut von 167 Druckgrafiken beider Künstler.
Die hier in dieser kleinen Gedenkausstellung gezeigten farbigen Lithografien und Radierungen aus den 70er Jahren veranschaulichen, wie sich neben der figürlich gegenständlichen Malweise in der DDR gleichfalls eine eigenständige expressiv abstrakte, konstruktive Bildsprache entwickelte.


Manchmal wünschte man sich, die jüngeren Maler, die jetzt durchaus aufregend zwischen Abstraktion und gegenständlicher Welt changieren, würden ab und an einmal zu Günter Horlbeck schielen. Sie könnten eine Färbung von seiner ästhetisch klassischen Gesinnung und eine ordentliche Portion Elan vital vertragen, könnten profitieren von seiner Erfahrung, Realitätsahnung und Abstraktion im Bild zu fusionieren.

Museumsschelte gefällig? Eine Ausstellung dieses anderen Reichenbachers (wie Mattheuer) wäre zum fast gemeinsamen 80. Geburtstag spannend gewesen. Wie reagierte der eine, wie der andere in den Zeitläuften? Bei Horlbeck, dem vermeintlich so kunstintern abstrakten, unterbewusst agierenden Maler wären wohl die größeren Entdeckungen zu machen. Man stelle sich die Konfrontation der Gemüter vor, würde Horlbecks sekündlicher Esprit zu Mattheuers durchdachten, durchfühlten Landschaften gestellt. Oder wären die „inneren", zweifelnden, das Äußere spiegelnden Landschaften Horlbecks mit den melancholischen Ansichten des Äußeren bei Mattheuer kombiniert? Hatten sie miteinander zu tun? Was geschah zwischen Leipzig und Dresden? Horlbecks größere Jubiläumsschau findet nun in Dresden statt. Dort hat er zwar nur kurze Zeit gewohnt, aber bis 1994 insgesamt 44 Jahre an der Kunstakademie gelehrt, seit 1967 als Professor.

Leipziger ohne Schule. So etwas hat es immer gegeben. Seit vier, fünf Jahrzehnten macht Günter Horlbeck das Vokabular des abstrakten Expressionismus produktiv und erweitert die Methoden um eine Art zielgerichtetes unterbewusstes Verfahren. Gezielt meint dabei, dass ein Rahmen existiert. Unterbewusst meint, dass darin frei und fließend, impulsiv und neugierig-zufällig improvisiert wird. Des Malers kämpferischer Stand in der Welt, seine polemische Prägung, seine geschürte Sensibilität haben gewährleistet, dass er sich eigentlich nie für längere Zeit mit der Formerkundung an sich aufhielt Er hat sie selbstverständlich serienlang ausgelebt und dabei eine In ihrer Lebendigkeit noch kaum erkannte abstrakte Sprache erarbeitet. Horlbeck malt mit aller Erfahrung, dass ich ohnehin aus den Untergründen seines Gestaltungsgenies vordrängt, was just will. Es gibt wohl keinen anderen "abstrakten Expressionisten" (der Begriff stimmt freilich nicht), der vergleichbar körperlich erlebbar malt und konstruiert. Man schaut dem Maler gleichsam beim Umschmelzen der Formen für Augen, Arm und Horizont zu. Er beendet seine Formarbeit auf jeweils verschiedenen Abstraktionshöhen. Mal ist das Auge aus einer Spindel mit Pupillenkreis zusammengesetzt; es genügen aber auch kürzere Formulierungen. Immer wieder durchmischen sich die Akzente, Malerarbeit ist Alchemie, die sich selbst in die Etappen blicken lässt.

Möglich wurde ihm das, indem er zwei scheinbare Pole verschmolz. Zum einen die strikte Schulung am klassischen Repertoire, an bildnerischen Gesetzen aus der Ästhetik der Moderne. Das hört sich nach klirrender Rationalität an. Her mit dem Gesetz, und machen wir Bilder draus. Horlbeck kam von der anderen Seite dorthin, und er hat seine Anfänge nicht verleugnet. Punktuell ertappt man ihn, wenn er von Klangorgien schreibt, dass ihn in einem zweiten Grunde expressionistischer Ausdruckswille treibt.

Er hat ihn kultiviert, wenn man so will, hat ihm all seine Form- und Farberfahrungen hinzugefügt. Horlbeck konnte dann in, wie er gern betont, weitgehender automatischer Malarbeit bewusste mit unbewussten Entscheidungen kombinieren. Sein Werk ist „Strukturelle Entladung“, um diesen Titel von 1996 zu bemühen. Ungenügend gewürdigt scheinen Horlbecks huschendes Fixieren als Quel­le der Vitalität seiner Bilder. Lohnens-wert wäre auch, die witzigsten seiner Bilder zusammenzuholen, was ein kleines Feuerwerk von giftiger Ironie bis schelmischer Figuration ergeben könnte.

Günter Horlbeck hatte seinen Kreis und mied die Zentren der Diskussionen. Die hätten ihm, der bis 1989 eher am Rande des Erwünschten, als Nebenweg geduldet war, sowieso nur geschadet. Gleichwohl steht er bis in die Gegenwart wach und empfindlich mittendrin. Ausgestattet mit dem Wissen, dass das Alter die radikale Abstraktion begünstigt - man meidet Umwege - hat er anscheinend absichtsvoll eine geradezu spröde Zeichnungsserie aufgetischt. Aus allen Genres und Zeiten setzt sich die Schenkung zusammen, die der Künstler dem Museum 2002 übergab, 14 Gemälde und 186 Werke auf Papier.

Nicht zuletzt darin ist er modern: Horlbecks Bilder entbergen ihre inhaltlichen Momente nicht freiwillig, man muss sie lesen, zuweilen wohl auch etwas über Zeit und Ort ihrer Entstehung wissen, um ihn als zeitgeschichtlichen Avantgardisten zu würdigen. Ist das geschehen, gewinnt sein Werk zusätzliche Wirkkraft. (Meinhard Michael)

 

Quelle: ©Blühendes Auge, Ausstellung zum 80. Geburtstag in der Projektgalerie des BBK bis 12.9., in Dresden ab 5.10. in der Städtischen Galerie, Wilsdruffer Straße. Bücher über die Stiftung an das Museum der bildenden Künste, über die Malerei und die Zeichnung Günter Horlbecks sind erschienen im Passage-Verlag.


Quelle: Frank Weiß „Malerei im Vogtland“

Vogtlandmuseum Plauen - https://www.vogtlandmuseum-plauen.de/vogtlandmuseum/dauerausstellung

Texte und Bilder: Internet / Neuberin-Museum Reichenbach

Katalog "Passage" Der Maler Horlbeck 1999 Passage-Verlag Leipzig / ISBN 3-932900-14-6

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